Sonntag, 20. Oktober 2013

Wochenende

Und so sitze ich hier auf meinem Bett. Im Zimmer gefangen. Mit der zweiten Packung Romany Creams innerhalb von zwei Tagen. Das Surfbrett übers Wochenende gemietet. Und Muskelkater im rechten Oberarm. Wie es dazu kam?

Freitag, 13:15 Uhr:
Wie zuvor verabredet, haben sich Hauke und ich direkt nach der Arbeit aufgemacht, den Lions Head zu erklimmen. Wir gingen zu Fuß vom Konsulat in der Riebeek Str Richtung seiner Unterkunft in einem Gästehaus in Tamboerskloof. Auf dem Weg dorthin speisten wir noch zu Mittag im "Burger Shop" in der Long Street - wo zwar die Wartezeit lang, aber das Ergebnis umso besser ist und man herrlich die Passanten am Fensterplatz beobachten kann.

Bei Hauke angekommen sammelten wir noch Fabian, seinen neuen Mitbewohner, der auch gerne den Berg besteigen mochte, ein und fuhren dann - praktischer Weise - mit Fabians Auto bis zum Fuß des Lions Head.

Dessen Aufstieg stellt sich zwar nicht als so anstrengend wie der des Platteklipps dar, ist aber nicht weniger nervenaufreibend. Denn auch hier gibt es so einige Klippen zu meistern und Felsen zu überwinden. "Highlight" ist aber der "chains way": eine Alternative auf dem Weg nach oben, bei der man geradezu in Freeclimbing-Manier sich an Griffen und - der Name lässt es erahnen - Ketten senkrecht nach oben den Berg hochziehen muss. Einmal und nie wieder, sag ich da...Letztlich sind wir drei aber doch wohlbehalten oben angekommen und konnten neben der schönen Aussicht auch das "Tablecloth" beobachten. Ein Wetterphänomen, das eigentlich erst im Sommer auftaucht: Das hinter dem Tafelberg verdunstete Wasser bildet auf diesem Wolken, die dann nach vorne hin herunter fallen. 





Erst in der Vergrößerung entdeckt man die an der oberen Kante angebrachten Griffe und Ketten...
Nach dem nicht minder herausfordernden Abstieg fuhren wir mit Fabians Auto noch ein wenig in Camps Bay entlang und gingen ein paar Meter am Strand entlang. Der starke Wind verhinderte aber doch ein längeres Ausharren.



Zum Ausklang fuhren wir dann etwas weiter südlich nach Hout Bay und besuchten den dortigen Wochenendmarkt. Dort gibt es - ähnlich wie auf dem Markt in Woodstock - die Möglichkeit, sich bei verschiedenen Ständen den Magen vollzuschlagen. Daneben ist in der Halle der ehemaligen Fischfabrik - in der der das Ganze stattfindet - aber auch ein Kunsthandwerkermarkt untergebracht auf dem wir ein wenig herumstöberten.

Samstag, 8:00 Uhr:
Samstag, in aller Frühe, fand dann der Color-Run entlang der Promenade in Sea Point statt. Nach längerer Parkplatzsuche fanden sich Tanja, Larissa, Alex und ich in der Warteschlange am Start wieder. Nach und nach wurden die insgesamt 13.500 Läufer auf die 5km Strecke losgelassen. Doch leider setzte sich der überwiegende Teil der Teilnehmer aus "Gehern" anstatt aus "Läufern" zusammen, so dass der sportliche Ehrgeiz der letzten Gruppe, zu der auch ich mich zählte, nicht wirklich befriedigt wurde. Durch die vier "Farbstationen" und der Feierei an der Bühne im Ziel wurde man aber letztlich doch schön bunt.

Gegen halb zwölf waren wir dann wieder zu Hause und wollten uns dann zum Surfen aufmachen. Alex, hat hierzu das etwa eine halbe Stunde Autofahrt entfernte Noordhoek ausgesucht, das südlich von Kapstadt am Atlantik liegt. Mangels Surfshop vor Ort fuhren Alex und ich noch kurzerhand zu einem hiesigen Händler und entliehen für mich ein Brett, welches ich, da der Shop sonntags geschlossen ist, bis Montag behalten konnte/musste.
Diesmal stellte sich das Surfen für mich leider nicht so erfolgreich dar: So sind die Wellen im Atlantik doch um einiges anders, als in Muizenberg, d.h. insgesamt breiter aber dafür seltener (so dass Anfänger wie ich nicht so viele Chancen hatten, welche zu kriegen). Dann spielte der starke Wind (rund 35 km/h) auch eine entscheidende Rolle bei meinen Stehversuchen. Und zuletzt machte mir die Ausrüstung zu schaffen: Nicht das ordentliche entliehene Board, sondern vielmehr der Neoprenanzug, den ich mir von Alex geliehen habe. Ich habe nämlich, anstatt eines der beiden älteren, langärmligen Modelle zu wählen, Alex "Sommer-Suit" mit kurzen Ärmeln und Beinen genommen. Ein schwerer Fehler! Denn abgesehen davon, dass wegen der schon kühleren Blutzufuhr Richtung Hände und Füße, diese von der Kälte schon fast taub waren, kam mir auch insgesamt der Stoff dünner und luftiger vor. So hielt ich es dann vielleicht auch nur eine,  anderthalb Stunden aus, in der ich nur drei Wellen bekam (2 mal hinknien, einmal eine halbe Sekunde gebückt stehend) und den Rest umherpaddelte. Meist gegen den Uhrzeigersinn mit dem rechten Arm, um mich für die Wellen auszurichten...
Nach dem Wassersport haben wir uns zum Diner in ein Restaurant am Strand von Hout Bay gesessen und den Tag mit einem Bier abgeschlossen. Auf dem Weg dorthin fuhren wir den Chapman's Peak Drive entlang, einer die Klippen entlangführenden mautpflichtigen Strecke mit herrlicher Aussicht auf Hout Bay und die umgrenzenden Gebirge.

Auf dem Heimweg stellte Alex in Aussicht, am Sonntag nochmals surfen zu gehen. Dann jedoch relativ früh, damit der Wind noch nicht so stark ist. Abends musste ich mich wegen akuter Lebensmittelnot dann aber doch nochmal dem Wind stellen und zum Supermarkt laufen. Dabei habe ich auch nochmals für eine Umsatzsteigerung der Firma Baker's gesorgt, indem ich, auf Vorrat kaufend, gleich zwei Packungen ihres köstlichen Gebäcks erstand. Von diesen überlebte allerdings nur eine den Abend...

Sonntag:
Und nun ist Sonntag. Leider entschärfte sich die Windsituation nicht wirklich. Vielmehr verschlimmerte sie sich mit Spitzen von bis zu 50km/h. An Surfen ist so nicht zu denken. Und auch sonst will man eigentlich nicht wirklich vor die Tür treten. So blieb mir nicht viel anderes übrig, als Haushaltsarbeiten zu erledigen, E-Mails und Blogeinträge zu schreiben und - Kekse zu essen!


Eine spannende Sache hatte ich allerdings hinsichtlich der letzten Arbeitswoche noch vergessen: So hatten wir am Donnerstagnachmittag noch ein Visainterview mit einem Kongolesen. An sich keine spannende Sache (es wird nach dem Zweck des Besuchs und die allgemeine Lebenssituation des Bewerbers gefragt, um den Rückkehrwillen festzustellen). Doch wir wussten durch eine uns bekannte E-Mailadresse vorab, dass der Mann von einem Schleuser kommt, der bereits in der Vergangenheit einer anderen Person zu einem Visa verhalf, die dann unmittelbar am Flughafen in Deutschland Asyl beantragt hat.
Wir hörten uns zunächst seine Geschichte an (er möchte ein Auto für seine Mutter in Deutschland kaufen, weil dort die Lenkräder ja auf der anderen Seite montiert sind - doch eher unglaubwürdig), um ihn dann mit unserer Kenntnis zu konfrontieren. Darauf reagierte der Mann entsprechend abstreitend, da Falschangaben in Visaangelegenheiten nicht nur gegenüber Deutschland sondern auch in Südafrika eine Straftat darstellen. Zudem scheint der Mann auch keinen gesicherten Aufenthalt in Südafrika selbst zu haben, da seine Unterlagen hierzu auch gefälscht schienen. Nach Anwendung einiger Methoden, die in Strafrechtsklausuren zumindest die Prüfung des § 136a StPO als vertretbar erscheinen lassen würden, "packte" der Bewerber schließlich doch aus, und machte Angaben zu seinem Hintermann, auf dem es uns ja eigentlich ankommt. Denn der arme Kerl, der vor uns saß, ist am Ende auch nur Opfer... 

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