Von der Arbeitswoche gibt's an sich nichts Berichtenswertes. Außer vielleicht, dass unser "Evergreen" mal wieder von sich hat hören lassen. So ist er wohl nach Lesotho gereist und bei der Wiedereinreise habe ihm die südafrikanische Grenzkontrolle ein Bußgeld über 3000 Rand aufgebrummt, da er keine gültige Aufenthaltserlaubnis habe...
Am Freitag habe ich mich nach der Arbeit zum Department of Home Affairs aufgemacht um die Verlängerung meines Touristen"visum"s zu beantragen. Und auch wenn man es kaum glauben mag, können wir uns in Deutschland mit unseren Behörden doch recht glücklich schätzen. Nicht, dass hier etwa großes Tramborium gemacht wird, was die Einhaltung der Vorschriften anbelangt. Doch ist alles ziemlich schlecht organisiert: So gab es eine Sachbearbeiterin an einer Schalterreihe mit bestimmt 20 Schaltern, die sich mit der Entgegennahme von entsprechenden "Renewals" beschäftigte. So erwartete mich dann auch eine Schlange mit bestimmt 10 Leuten vor mir. Zur gleichen Zeit saßen aber an den drei Schaltern neben unserer Schlange weitere Sachbearbeiter, die mangels Kunden Däumchen drehten. Die Arbeitsmoral meiner Sachbearbeiterin war dann auch nicht gerade hoch, so dass ich nach ca. 45 Minuten, die ich stehend verbrachte, endlich dran kam. Doch es kam natürlich wie es kommen musste: Ich hatte nicht alle Unterlagen bei mir. Was man auf keiner Webseite (ob offiziell oder inoffiziell) erfährt, ist, dass man auch eine Kopie seines Reisepasses einreichen muss. Meine Frage, ob man nicht hier schnell eine Kopie machen könne wurde selbstredend abgeschmettert (bei uns im Konsulat fertigen wir übrigens kostenlos Kopien an). So musste ich die Behörde erst mal verlassen, um im Geschäft nebenan, das wohl ausschließlich davon lebt Kopie zu machen, ohne allerdings ein wirklicher Copyshop zu sein, solche anzufertigen. Keine 5 Minuten später wieder an der Schalterreihe angelangt durfte ich mich - na klar - wieder hinten in die Schlange einreihen. Nach den nächsten 45 Minuten ging es dann allerdings ganz schnell: flüchtiger Blick, ob alle Unterlagen da sind, Stempel drauf, Gebühr bezahlt und schon konnte ich das Gebäude mit der Bescheinigung, dass ich einen entsprechenden Verlängerungsantrag gestellt und bezahlt habe, verlassen. Diese werde ich höchstwahrscheinlich dann auch am Flughafen bei der Abreise vorweisen, denn das Department of Home Affairs braucht regelmäßig länger mit der Ausstellung der Visa als der Aufenthalt an sich dauert (im Konsulat dauert es übrigens im Schnitt eine Woche - aber ok, wir sind auch "etwas" kleiner...).
Am Abend feierten wir dann mit ausreichend Wein und ich anschließend mit Bier - was sich im Nachhinein als Fehler herausstellte.
Den Samstag startete ich dann mit einem ordentlichen Kater. Zunächst stand für mich in unchristlicher Frühe (10 Uhr) ein Besuch der Deutschen Schule an. Denn ich habe einer Kollegin vom Konsulat, die Samstag selbst nicht die für sie recht weite Anfahrt auf sich nehmen wollte, zugesagt, an ihrer Stelle dort ein paar Grußworte für einen von unserer Stelle gesponsorten Workshop zu verlieren. Der Workshop selbst wurde von der Western Cape Handball Association zur Schulung von Referees und Coaches durchgeführt. Handball soll nämlich als eine von 5 ausgewählten "Kernsportarten" in Südafrika besonders gefördert werden (ja, ich habe selbst auch was auf dem Workshop gelernt). Meine Überpünktlichkeit zusammen mit meiner Unkenntnis über die genaue Entfernung von zu Hause aus bis zur Schule resultierten dann in einem um 20 Minuten zu frühen Eintreffen. Gepaart mit der südafrikanischen Pünktlichkeit der Kursteilnehmer hatte ich somit etwa eine Stunde Zeit, mich nochmals voll auf meinen Text zu konzentrieren. Und ich habe mir wirklich Mühe bei der Vorbereitung gegeben! Doch als dann plötzlich 50 Augenpaare auf mich gerichtet waren vergaß ich vor lauter Nervosität leider die Hälfte meiner in englisch gehaltenen Ansprache. Aber immerhin konnte ich meinen Witz mit Heiner Brandt anbringen - und einer hat ihn auch verstanden und gelacht ("You may know the name Heiner Brandt. He was our legendary coach with this legendary mustache"). Nach meinem großen Auftritt habe ich mich bis zur Mittagspause in den Referee-Workshop gesetzt und verstehe jetzt die Handball-Regeln um einiges besser ;)
Wieder zu Hause angekommen nüchterte ich erst mal richtig aus. Am späten Nachmittag machte ich mich in Richtung Company's Garden auf. Dort fand ein "Zombie Walk" statt, bei dem sich die Teilnehmer - man ahnt es - als Zombies schminken/verkleiden um dann durch die Straßen zu trotten. Es war auch ganz lustig. Einige hundert Leute haben sich zusammengefunden und für einige Heiterkeit gesorgt. Manche Leute sahen sogar richtig gut aus und haben ihre Rolle auch gut gespielt. Vor allem die Zombie-Kinder waren toll.
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Zombie-Mops |

Sonntag stand wieder surfen auf dem Programm. In für Alex ungewohnter Frühe war er schon um 8 Uhr auf den Beinen und wollte starten. Wahrscheinlich, weil das Wetter seinem Urteil zufolge perfekt für surfen war. Pünktlich um 8:30 fuhren wir los. Es ging in die Northern Subburbs (der aufmerksame Leser merkt an dieser Stelle, dass ich hier schon mal war - richtig - als ich die Lebenszeichen der über 80 Jahre alten Omi bestätigen sollte), an Blouberg vorbei zum "Silwerstroomstrand". Hierbei handelt es sich um eine Bucht, deren Zugang an einer Schranke kontrolliert wird. Doch anstatt, dass wir uns gleich vor Ort niederließen, um uns in die Wellen zu stürzen, wollte Alex mit uns an einen abgelegeneren Ort gehen, wo keine Menschen sind, die Wellen aber dafür perfekt. Ungünstiger Weise kommt man dahin jedoch nicht mit dem Auto, sondern muss ca. 30 Minuten mit dem Surfbrett unterm Arm hinlaufen. Erschwerend kam hinzu, dass ein Anfänger-Surfbrett, so wie meines, nicht nur länger sondern auch breiter ist. So sind diese Dinger nicht nur schwerer, nein, man kann sie so nicht mal richtig unter einen Arm in die Achsel klemmen, um sie zu tragen....
Irgendwie hab ich es aber doch zur anderen Bay geschafft und zu unserer Begrüßung erwartete uns ein Wal im Meer (irrtümlich wurde er zunächst für einen Hai gehalten, was den Abbruch unserer Surfaktion bedeutet hätte - nach all dem Laufen und Schleppen...).
Die Wellen waren dann auch tatsächlich großartig - doch nicht unbedingt anfängergeeignet. Das hat Alex dann auch später eingeräumt. Teilweise waren die 4m hoch, und haben mir, da ich die entsprechende "Durchtauchtechnik" noch nicht beherrsche, ordentlich ins Gesicht und auf den Oberkörper geschlagen - im wahrsten Sinne des Wortes. Aber mein Ehrgeiz hat mich dann doch 3 von den großen Wellen "kriegen" lassen. Ein Mal hab ichs auf die Kniee gebracht, ein Mal stand ich auch kurzzeitig aber beim letzten Mal war ich dermaßen erschöpft vom ständigen Rauspaddeln und gegen die Wellen ankämpfen, dass ich nicht mehr die Kraft fand, mich aufzurichten. Aber: Training macht den Meister!
Nachdem wir - so erschöpft gleich doppelt anstrengend - den Fußmarsch zurück bewältigten, fuhren wir zurück nach Blouberg, trafen dort die nichtmitgesurften Mitbewohner unseres Hauses und legten uns an den dortigen, stark bevölkerten Strand und holten uns unsere Portion Sonnenbrand ab.
Vorschau auf die nächste Woche: der (sicherlich tränenreiche) Abschied von Hauke steht an - sein Praktikum endet und er geht zum Rep fürs 1. Examen zurück nach Deutschland. Donnerstag Abend geht dann die halbe RK-Abteilung zu einer Immigration-Debate mit hochkarätigen Sprechern (u.a. die Innenministerin des Western Cape) und besucht anschließend den von seinem rechtslastigen Ruf rehabilitierten und deswegen für Konsulatsmitarbeiter wieder freigegebenen Deutschen Club auf ein paar ionisierte Sport- und Erfrischungsgetränke. Freitag starten wir von zu Hause aus dann auf in ein Surf-Wochenende: Der Onkel von Alex hat ein Haus in einem kleinen Kaff, ein paar hundert Kilometer von Kapstadt entfernt, das direkt am Strand liegt.