Sonntag, 27. Oktober 2013

Brains...

So, wird mal wieder Zeit...

Von der Arbeitswoche gibt's an sich nichts Berichtenswertes. Außer vielleicht, dass unser "Evergreen" mal wieder von sich hat hören lassen. So ist er wohl nach Lesotho gereist und bei der Wiedereinreise habe ihm die südafrikanische Grenzkontrolle ein Bußgeld über 3000 Rand aufgebrummt, da er keine gültige Aufenthaltserlaubnis habe...

Am Freitag habe ich mich nach der Arbeit zum Department of Home Affairs aufgemacht um die Verlängerung meines Touristen"visum"s zu beantragen. Und auch wenn man es kaum glauben mag, können wir uns in Deutschland mit unseren Behörden doch recht glücklich schätzen. Nicht, dass hier etwa großes Tramborium gemacht wird, was die Einhaltung der Vorschriften anbelangt. Doch ist alles ziemlich schlecht organisiert: So gab es eine Sachbearbeiterin an einer Schalterreihe mit bestimmt 20 Schaltern, die sich mit der Entgegennahme von entsprechenden "Renewals" beschäftigte. So erwartete mich dann auch eine Schlange mit bestimmt 10 Leuten vor mir. Zur gleichen Zeit saßen aber an den drei Schaltern neben unserer Schlange weitere Sachbearbeiter, die mangels Kunden Däumchen drehten. Die Arbeitsmoral meiner Sachbearbeiterin war dann auch nicht gerade hoch, so dass ich nach ca. 45 Minuten, die ich stehend verbrachte, endlich dran kam. Doch es kam natürlich wie es kommen musste: Ich hatte nicht alle Unterlagen bei mir. Was man auf keiner Webseite (ob offiziell oder inoffiziell) erfährt, ist, dass man auch eine Kopie seines Reisepasses einreichen muss. Meine Frage, ob man nicht hier schnell eine Kopie machen könne wurde selbstredend abgeschmettert (bei uns im Konsulat fertigen wir übrigens kostenlos Kopien an). So musste ich die Behörde erst mal verlassen, um im Geschäft nebenan, das wohl ausschließlich davon lebt Kopie zu machen, ohne allerdings ein wirklicher Copyshop zu sein, solche anzufertigen. Keine 5 Minuten später wieder an der Schalterreihe angelangt durfte ich mich - na klar - wieder hinten in die Schlange einreihen. Nach den nächsten 45 Minuten ging es dann allerdings ganz schnell: flüchtiger Blick, ob alle Unterlagen da sind, Stempel drauf, Gebühr bezahlt und schon konnte ich das Gebäude mit der Bescheinigung, dass ich einen entsprechenden Verlängerungsantrag gestellt und bezahlt habe, verlassen. Diese werde ich höchstwahrscheinlich dann auch am Flughafen bei der Abreise vorweisen, denn das Department of Home Affairs braucht regelmäßig länger mit der Ausstellung der Visa als der Aufenthalt an sich dauert (im Konsulat dauert es übrigens im Schnitt eine Woche - aber ok, wir sind auch "etwas" kleiner...).

Am Abend feierten wir dann mit ausreichend Wein und ich anschließend mit Bier - was sich im Nachhinein als Fehler herausstellte.

Den Samstag startete ich dann mit einem ordentlichen Kater. Zunächst stand für mich in unchristlicher Frühe (10 Uhr) ein Besuch der Deutschen Schule an. Denn ich habe einer Kollegin vom Konsulat, die Samstag selbst nicht die für sie recht weite Anfahrt auf sich nehmen wollte, zugesagt, an ihrer Stelle dort ein paar Grußworte für einen von unserer Stelle gesponsorten Workshop zu verlieren. Der Workshop selbst wurde von der Western Cape Handball Association zur Schulung von Referees und Coaches durchgeführt. Handball soll nämlich als eine von 5 ausgewählten "Kernsportarten" in Südafrika besonders gefördert werden (ja, ich habe selbst auch was auf dem Workshop gelernt). Meine Überpünktlichkeit zusammen mit meiner Unkenntnis über die genaue Entfernung von zu Hause aus bis zur Schule resultierten dann in einem um 20 Minuten zu frühen Eintreffen. Gepaart mit der südafrikanischen Pünktlichkeit der Kursteilnehmer hatte ich somit etwa eine Stunde Zeit, mich nochmals voll auf meinen Text zu konzentrieren. Und ich habe mir wirklich Mühe bei der Vorbereitung gegeben! Doch als dann plötzlich 50 Augenpaare auf mich gerichtet waren vergaß ich vor lauter Nervosität leider die Hälfte meiner in englisch gehaltenen Ansprache. Aber immerhin konnte ich meinen Witz mit Heiner Brandt anbringen - und einer hat ihn auch verstanden und gelacht ("You may know the name Heiner Brandt. He was our legendary coach with this legendary mustache"). Nach meinem großen Auftritt habe ich mich bis zur Mittagspause in den Referee-Workshop gesetzt und verstehe jetzt die Handball-Regeln um einiges besser ;)

Wieder zu Hause angekommen nüchterte ich erst mal richtig aus. Am späten Nachmittag machte ich mich in Richtung Company's Garden auf. Dort fand ein "Zombie Walk" statt, bei dem sich die Teilnehmer - man ahnt es - als Zombies schminken/verkleiden um dann durch die Straßen zu trotten. Es war auch ganz lustig. Einige hundert Leute haben sich zusammengefunden und für einige Heiterkeit gesorgt. Manche Leute sahen sogar richtig gut aus und haben ihre Rolle auch gut gespielt. Vor allem die Zombie-Kinder waren toll.

Zombie-Mops






Sonntag stand wieder surfen auf dem Programm. In für Alex ungewohnter Frühe war er schon um 8 Uhr auf den Beinen und wollte starten. Wahrscheinlich, weil das Wetter seinem Urteil zufolge perfekt für surfen war. Pünktlich um 8:30 fuhren wir los. Es ging in die Northern Subburbs (der aufmerksame Leser merkt an dieser Stelle, dass ich hier schon mal war - richtig - als ich die Lebenszeichen der über 80 Jahre alten Omi bestätigen sollte), an Blouberg vorbei zum "Silwerstroomstrand". Hierbei handelt es sich um eine Bucht, deren Zugang an einer Schranke kontrolliert wird. Doch anstatt, dass wir uns gleich vor Ort niederließen, um uns in die Wellen zu stürzen, wollte Alex mit uns an einen abgelegeneren Ort gehen, wo keine Menschen sind, die Wellen aber dafür perfekt. Ungünstiger Weise kommt man dahin jedoch nicht mit dem Auto, sondern muss ca. 30 Minuten mit dem Surfbrett unterm Arm hinlaufen. Erschwerend kam hinzu, dass ein Anfänger-Surfbrett, so wie meines, nicht nur länger sondern auch breiter ist. So sind diese Dinger nicht nur schwerer, nein, man kann sie so nicht mal richtig unter einen Arm in die Achsel klemmen, um sie zu tragen....
Irgendwie hab ich es aber doch zur anderen Bay geschafft und zu unserer Begrüßung erwartete uns ein Wal im Meer (irrtümlich wurde er zunächst für einen Hai gehalten, was den Abbruch unserer Surfaktion bedeutet hätte - nach all dem Laufen und Schleppen...). 
Die Wellen waren dann auch tatsächlich großartig - doch nicht unbedingt anfängergeeignet. Das hat Alex dann auch später eingeräumt. Teilweise waren die 4m hoch, und haben mir, da ich die entsprechende "Durchtauchtechnik" noch nicht beherrsche, ordentlich ins Gesicht und auf den Oberkörper geschlagen - im wahrsten Sinne des Wortes. Aber mein Ehrgeiz hat mich dann doch 3 von den großen Wellen "kriegen" lassen. Ein Mal hab ichs auf die Kniee gebracht, ein Mal stand ich auch kurzzeitig aber beim letzten Mal war ich dermaßen erschöpft vom ständigen Rauspaddeln und gegen die Wellen ankämpfen, dass ich nicht mehr die Kraft fand, mich aufzurichten. Aber: Training macht den Meister!
Nachdem wir - so erschöpft gleich doppelt anstrengend - den Fußmarsch zurück bewältigten, fuhren wir zurück nach Blouberg, trafen dort die nichtmitgesurften Mitbewohner unseres Hauses und legten uns an den dortigen, stark bevölkerten Strand und holten uns unsere Portion Sonnenbrand ab.

Vorschau auf die nächste Woche: der (sicherlich tränenreiche) Abschied von Hauke steht an - sein Praktikum endet und er geht zum Rep fürs 1. Examen zurück nach Deutschland. Donnerstag Abend geht dann die halbe RK-Abteilung zu einer Immigration-Debate mit hochkarätigen Sprechern (u.a. die Innenministerin des Western Cape) und besucht anschließend den von seinem rechtslastigen Ruf rehabilitierten und deswegen für Konsulatsmitarbeiter wieder freigegebenen Deutschen Club auf ein paar ionisierte Sport- und Erfrischungsgetränke. Freitag starten wir von zu Hause aus dann auf in ein Surf-Wochenende: Der Onkel von Alex hat ein Haus in einem kleinen Kaff, ein paar hundert Kilometer von Kapstadt entfernt, das direkt am Strand liegt.


Sonntag, 20. Oktober 2013

Wochenende

Und so sitze ich hier auf meinem Bett. Im Zimmer gefangen. Mit der zweiten Packung Romany Creams innerhalb von zwei Tagen. Das Surfbrett übers Wochenende gemietet. Und Muskelkater im rechten Oberarm. Wie es dazu kam?

Freitag, 13:15 Uhr:
Wie zuvor verabredet, haben sich Hauke und ich direkt nach der Arbeit aufgemacht, den Lions Head zu erklimmen. Wir gingen zu Fuß vom Konsulat in der Riebeek Str Richtung seiner Unterkunft in einem Gästehaus in Tamboerskloof. Auf dem Weg dorthin speisten wir noch zu Mittag im "Burger Shop" in der Long Street - wo zwar die Wartezeit lang, aber das Ergebnis umso besser ist und man herrlich die Passanten am Fensterplatz beobachten kann.

Bei Hauke angekommen sammelten wir noch Fabian, seinen neuen Mitbewohner, der auch gerne den Berg besteigen mochte, ein und fuhren dann - praktischer Weise - mit Fabians Auto bis zum Fuß des Lions Head.

Dessen Aufstieg stellt sich zwar nicht als so anstrengend wie der des Platteklipps dar, ist aber nicht weniger nervenaufreibend. Denn auch hier gibt es so einige Klippen zu meistern und Felsen zu überwinden. "Highlight" ist aber der "chains way": eine Alternative auf dem Weg nach oben, bei der man geradezu in Freeclimbing-Manier sich an Griffen und - der Name lässt es erahnen - Ketten senkrecht nach oben den Berg hochziehen muss. Einmal und nie wieder, sag ich da...Letztlich sind wir drei aber doch wohlbehalten oben angekommen und konnten neben der schönen Aussicht auch das "Tablecloth" beobachten. Ein Wetterphänomen, das eigentlich erst im Sommer auftaucht: Das hinter dem Tafelberg verdunstete Wasser bildet auf diesem Wolken, die dann nach vorne hin herunter fallen. 





Erst in der Vergrößerung entdeckt man die an der oberen Kante angebrachten Griffe und Ketten...
Nach dem nicht minder herausfordernden Abstieg fuhren wir mit Fabians Auto noch ein wenig in Camps Bay entlang und gingen ein paar Meter am Strand entlang. Der starke Wind verhinderte aber doch ein längeres Ausharren.



Zum Ausklang fuhren wir dann etwas weiter südlich nach Hout Bay und besuchten den dortigen Wochenendmarkt. Dort gibt es - ähnlich wie auf dem Markt in Woodstock - die Möglichkeit, sich bei verschiedenen Ständen den Magen vollzuschlagen. Daneben ist in der Halle der ehemaligen Fischfabrik - in der der das Ganze stattfindet - aber auch ein Kunsthandwerkermarkt untergebracht auf dem wir ein wenig herumstöberten.

Samstag, 8:00 Uhr:
Samstag, in aller Frühe, fand dann der Color-Run entlang der Promenade in Sea Point statt. Nach längerer Parkplatzsuche fanden sich Tanja, Larissa, Alex und ich in der Warteschlange am Start wieder. Nach und nach wurden die insgesamt 13.500 Läufer auf die 5km Strecke losgelassen. Doch leider setzte sich der überwiegende Teil der Teilnehmer aus "Gehern" anstatt aus "Läufern" zusammen, so dass der sportliche Ehrgeiz der letzten Gruppe, zu der auch ich mich zählte, nicht wirklich befriedigt wurde. Durch die vier "Farbstationen" und der Feierei an der Bühne im Ziel wurde man aber letztlich doch schön bunt.

Gegen halb zwölf waren wir dann wieder zu Hause und wollten uns dann zum Surfen aufmachen. Alex, hat hierzu das etwa eine halbe Stunde Autofahrt entfernte Noordhoek ausgesucht, das südlich von Kapstadt am Atlantik liegt. Mangels Surfshop vor Ort fuhren Alex und ich noch kurzerhand zu einem hiesigen Händler und entliehen für mich ein Brett, welches ich, da der Shop sonntags geschlossen ist, bis Montag behalten konnte/musste.
Diesmal stellte sich das Surfen für mich leider nicht so erfolgreich dar: So sind die Wellen im Atlantik doch um einiges anders, als in Muizenberg, d.h. insgesamt breiter aber dafür seltener (so dass Anfänger wie ich nicht so viele Chancen hatten, welche zu kriegen). Dann spielte der starke Wind (rund 35 km/h) auch eine entscheidende Rolle bei meinen Stehversuchen. Und zuletzt machte mir die Ausrüstung zu schaffen: Nicht das ordentliche entliehene Board, sondern vielmehr der Neoprenanzug, den ich mir von Alex geliehen habe. Ich habe nämlich, anstatt eines der beiden älteren, langärmligen Modelle zu wählen, Alex "Sommer-Suit" mit kurzen Ärmeln und Beinen genommen. Ein schwerer Fehler! Denn abgesehen davon, dass wegen der schon kühleren Blutzufuhr Richtung Hände und Füße, diese von der Kälte schon fast taub waren, kam mir auch insgesamt der Stoff dünner und luftiger vor. So hielt ich es dann vielleicht auch nur eine,  anderthalb Stunden aus, in der ich nur drei Wellen bekam (2 mal hinknien, einmal eine halbe Sekunde gebückt stehend) und den Rest umherpaddelte. Meist gegen den Uhrzeigersinn mit dem rechten Arm, um mich für die Wellen auszurichten...
Nach dem Wassersport haben wir uns zum Diner in ein Restaurant am Strand von Hout Bay gesessen und den Tag mit einem Bier abgeschlossen. Auf dem Weg dorthin fuhren wir den Chapman's Peak Drive entlang, einer die Klippen entlangführenden mautpflichtigen Strecke mit herrlicher Aussicht auf Hout Bay und die umgrenzenden Gebirge.

Auf dem Heimweg stellte Alex in Aussicht, am Sonntag nochmals surfen zu gehen. Dann jedoch relativ früh, damit der Wind noch nicht so stark ist. Abends musste ich mich wegen akuter Lebensmittelnot dann aber doch nochmal dem Wind stellen und zum Supermarkt laufen. Dabei habe ich auch nochmals für eine Umsatzsteigerung der Firma Baker's gesorgt, indem ich, auf Vorrat kaufend, gleich zwei Packungen ihres köstlichen Gebäcks erstand. Von diesen überlebte allerdings nur eine den Abend...

Sonntag:
Und nun ist Sonntag. Leider entschärfte sich die Windsituation nicht wirklich. Vielmehr verschlimmerte sie sich mit Spitzen von bis zu 50km/h. An Surfen ist so nicht zu denken. Und auch sonst will man eigentlich nicht wirklich vor die Tür treten. So blieb mir nicht viel anderes übrig, als Haushaltsarbeiten zu erledigen, E-Mails und Blogeinträge zu schreiben und - Kekse zu essen!


Eine spannende Sache hatte ich allerdings hinsichtlich der letzten Arbeitswoche noch vergessen: So hatten wir am Donnerstagnachmittag noch ein Visainterview mit einem Kongolesen. An sich keine spannende Sache (es wird nach dem Zweck des Besuchs und die allgemeine Lebenssituation des Bewerbers gefragt, um den Rückkehrwillen festzustellen). Doch wir wussten durch eine uns bekannte E-Mailadresse vorab, dass der Mann von einem Schleuser kommt, der bereits in der Vergangenheit einer anderen Person zu einem Visa verhalf, die dann unmittelbar am Flughafen in Deutschland Asyl beantragt hat.
Wir hörten uns zunächst seine Geschichte an (er möchte ein Auto für seine Mutter in Deutschland kaufen, weil dort die Lenkräder ja auf der anderen Seite montiert sind - doch eher unglaubwürdig), um ihn dann mit unserer Kenntnis zu konfrontieren. Darauf reagierte der Mann entsprechend abstreitend, da Falschangaben in Visaangelegenheiten nicht nur gegenüber Deutschland sondern auch in Südafrika eine Straftat darstellen. Zudem scheint der Mann auch keinen gesicherten Aufenthalt in Südafrika selbst zu haben, da seine Unterlagen hierzu auch gefälscht schienen. Nach Anwendung einiger Methoden, die in Strafrechtsklausuren zumindest die Prüfung des § 136a StPO als vertretbar erscheinen lassen würden, "packte" der Bewerber schließlich doch aus, und machte Angaben zu seinem Hintermann, auf dem es uns ja eigentlich ankommt. Denn der arme Kerl, der vor uns saß, ist am Ende auch nur Opfer... 

Donnerstag, 17. Oktober 2013

SURFEN!...und mal wieder Tafelberg

So, mal wieder Zeit für das wöchentliche Update:
Am Samstag stand also Surfen auf dem Programm. Und was soll ich sagen? Ich bin halt ein Naturtalent...fast.
Aber all zu hart muss ich mit mir gar nicht ins Gericht gehen. Ich habe es schon tatsächlich fast geschafft, mich aufzurichten. Und man glaubt gar nicht - zumindest wenn man es, so wie ich, noch nie gemacht hat - wie viel Technik dahinter steckt. Bspw. das Timing bei den Wellen richtig abzupassen, dass man überhaupt die Chance hat, mit diesen mitgezogen zu werden um zu dem Part mit dem Aufstehen zu kommen.
Und ich kann auch nachvollziehen, warum die ganzen Surferboys immer so durchtrainiert sind: die ganze Aktion ist sauanstrengend für Arm- und Schultermuskulatur. So hatte ich in den ersten Tagen danach erst mal schön Muskelkater an Stellen, von denen ich gar nicht wusste, dass ich dort Muskeln habe. Dabei bemerkt man beim Surfen selbst gar nicht die Anstrengung und könnte wohl die ganze Zeit weiter munter drauf los mit dem Bauch auf dem Brett liegend rumpaddeln und es immer und immer wieder probieren, mit der Welle mitgerissen zu werden.
Vielleicht liegt das auch am Neoprenanzug, der den Körper angenehm warm hält. Ich hatte tatsächlich in keiner Situation gefroren, und das, obwohl es zwischendurch ziemlich stark regnete und durchgehend sehr windig war. Eigentlich war mir im Anzug sogar wärmer als in meinen normalen Klamotten. Eine Anschaffung für den deutschen Winter wäre deshalb überlegenswert ;)
Aber als es dann hieß, sich unter der Dusche aus dem Anzug wieder herauszupellen machte sich die Erschöpfung dann doch bemerkbar...

Um aber auch eine Bewertung abzugeben: Es macht Riesenspaß und jeder sollte es mal ausprobieren!
Bilder gibt es von meiner großartigen Leistung leider nicht, da alle surfen waren, aber diesen Schnappschuss vom Strand:

Auf dem Rückweg hab ich mir im Zug dann noch die Nummer von Dr. Isma aufgeschrieben, der (oder die) für die zentralen Probleme des Lebens eine Lösung parat hat - mit Ergebnissen innerhalb von 2 Stunden:



Nach diesem sportlichen Tag hatte ich dann Abends auch keine Kraft mehr, irgendwas großes zu unternehmen und bin schon um 21 Uhr eingeschlafen.

Die Erholung war aber auch nötig, denn am Sonntag frönte ich meiner neu eingeführten Tradition: Doch anstatt endlich den Lion's Head anzugehen stand erneut der Tafelberg auf dem Programm. Hauke, der andere Praktikant im Generalkonsulat, war auf diesem noch nicht und wollte das vor seiner Abreise in zwei Wochen noch unbedingt machen. Und so bot ich mich quasi als erfahrener Bergsteiger an.
Mit afrikanischer Pünktlichkeit (d.h. mit 1,5h Verspätung) trafen Hauke und sein Mitbewohner am Fuße des Platteklipp George ein, an dem ich auf sie schon sehnsüchtig, teils etwas Schlaf nachholend, wartete.
So gut ausgeruht, und vielleicht auch ein wenig aus Rache, "trieb" ich die beiden dann den Pfad in rekordverdächtigen 1h und 10min nach oben. Zur Erinnerung: mit Sinaa habe ich 2h gebraucht - und auch das war schon sehr anstrengend. Oben angekommen hatten wir uns diesmal auch die andere Seite des Plateaus angeschaut, wo der MacLears Beacon ist - wo irgendwann mal irgendwas passiert ist. War auf jeden Fall eine nette zusätzliche Wanderung von ca. 1,5h durch ein sumpfartiges Gebiet über Planken und entlang der Klippe. Letzteres machte es für den Mitbewohner von Hauke besonders schwer, da lang zu gehen, da er einen noch gesünderen Lebenserhaltungstrieb gegenüber Höhen hat als ich.
Der Spaziergang "auf dem Dach" war aber auch für Hauke recht fordernd, da er sich nur mit einem T-Shirt bekleidet nach oben wagte, wo es dann doch sehr bewölkt und vor allem windig war. Man konnte sogar seinen eigenen Atem sehen...Naja, bislang ist eine Erkältung bei ihm noch nicht ausgebrochen.
Um uns aufzuwärmen setzten wir uns dann mit dem schlechtesten und zugleich teuersten Kaffee, den es in Cape Town gibt, ins Café auf dem Plateau neben der Seilbahnstation, bevor wir mit dieser wieder runterfuhren.

v.r.n.l. Timo, Hauke et moi


Sportlich gings auch Montag weiter, als ich nach der Arbeit wieder mit der Fußballtruppe vom Freitag trainierte. Diesmal war es aber wesentlich anstrengender, da wir schon früher, bei höheren Temperaturen und mit weniger Spielern antraten.
Hier mal ein verschwommenes Bild des Platzes am Abend:


Arbeitstechnisch gibt es auch Berichtenswertes: Zunächst war da das junge Paar, das unbedingt von hier aus ein Führungszeugnis beantragen möchte, um beim Department of Home Affaires ein südafrikanisches Visum beantragen zu können, nachdem sie zuvor als Touristen eingereist sind. Ja, so was macht man natürlich auch nicht schon vor seiner Einreise bei der südafrikanischen Botschaft! (Erst recht nicht, wenn man hier schwarz arbeiten möchte...). Jedenfalls haben sie bei uns da Pech gehabt: denn wenn man seinen Wohnsitz in Deutschland nicht abmeldet, kann man den Antrag nur persönlich in Deutschland stellen...
Klar, von unserm Sorgenkind gibts auch Neues: Nachdem er sich offenbar bis Pretoria durchgeschlagen hatte, hat er bei der dortigen Deutschen Botschaft einen Pass beantragt, weil er seinen angeblich verloren hätte. Dummerweise hat er aber anscheinend nicht damit gerechnet, dass er auch dort schon bekannt ist. Die Kollegen haben ihn aber nicht festgehalten oder der Polizei ausgeliefert, weil er zum einen nicht in Deutschland zur Fahndung ausgeschrieben ist und deutsche Behörden zum anderen nicht die "Handlanger" der hiesigen Polizei sind.
Eine "Auslieferung" hätte wohl auch gar nichts gebracht: denn wie sich erst jetzt rausgestellt hat, beruhte die Aussetzung zur Bewährung gar nicht auf dem Umstand, dass er Südafrika in einer Woche verlasse. Seine angebliche Bereitschaft hierzu wurde ihm nur mildern beim Deal angerechnet.
Naja, aber ein Bewährungswiderruf scheint trotzdem nicht weit: Denn wie wir erfuhren, hat er mit seinem ehemaligen Anwalt Kontakt aufgenommen und mitgeteilt, dass er jetzt wieder eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung für Südafrika in seinem Pass habe.
Interessant. Zum einen überrascht doch die sehr flotte Bearbeitungszeit des Department of Home Affaires von nur einer Woche, wenn es normalerweise in solchen Angelegenheiten zwei bis drei Monate braucht. Zum anderen: In welchem Pass ist sein Visum eingeklebt?
To be continued...

Für heute steht mal wieder ein Besuch in Parths Restaurant an; diesmal will ich aber wirklich mit Vindaloo das schärfste Gericht der Speisekarte. Morgen gehts quasi direkt nach der Arbeit endlich auf den Lions Head. Und Samstag steht der Color Run und anschließendes surfen an. Ick freu mir!


Freitag, 11. Oktober 2013

Vom Kaffee zum Surfen

Am letzten Sonntag stand nach langer Abstinenz mal wieder ein Cafébesuch auf dem Programm. Hierzu fuhren Katrin und ich zum Sea Point. Dieser District liegt im Schatten des WM-Fußballstadions auf der einen und des Signal Hills auf der anderen Seite und weist eine wunderbare Strandpromenade vor. Wir haben uns für den Kaffee bis auf den etwas starken Wind wirklich das perfekte Wetter ausgesucht.




Auf dem Rückweg kamen wir dann auch noch an diesem Gebäude mit interessantem Namen vorbei:

Die Arbeit im Konsulat hat sich inzwischen eingependelt. Das alltägliche Geschäft erledigt man schon fast wie selbstverständlich.
Die "Besonderheiten" dieser Woche: Ein Segelbootbesitzer, der für sein Sturmsegel, seine Matratzen und seine Seidenbettwäsche die USt nachträglich (was eigentlich nicht geht) sich erstatten lassen wollte, da er diese Artikel aus Deutschland importierte und deshalb hier Einfuhrzoll entrichten musste, dem dann aber die Verwaltungsgebühr von 25 € pro Rechnung zu hoch war...aber es ist schon bemerkenswert, dass er überhaupt auf die Idee kam, sich die Steuer unter dem damit verbundenen Aufwand zurückholen zu müssen, wenn er finanziell offenbar so gut dasteht, dass er sogar das Segelboot selbst aus Deutschland - als Neuware - importieren lassen konnte...Dann stand auch ein kleiner Ausflug nach Milnerton in die Northern Subburbs, dem Rentnerparadies, für mich auf dem Programm: Da sie selbst hierzu gesundheitlich nicht mehr in der Lage ist und ihre Tochter bei der persönlichen Vorstellung die Bescheinigung nicht korrekt ausgefüllt hatte, durfte ich die ca. 30 minütige Autofahrt mit der Tochter auf mich nehmen, damit ich mit eigenen Augen bestätigen konnte, dass die gute Frau noch lebt, so dass sie weiterhin ihre Rente beziehen kann.
Und es gibt auch neues von unserem Betrüger: Anstatt sich an die Bewährungsauflage zu halten, und das Land zu verlassen, ist er in Johannesburg ausgestiegen um mit dem Auto zurück nach Kapstadt zu fahren, da er hier noch wichtige Geschäfte zu erledigen hätte. Sein Rechtsanwalt hat schon mal das Mandat niedergelegt und ich freue mich, ihn im Gefängnis besuchen zu dürfen...

Sportlich war/wird die Woche auch: in Vorbereitung auf den Color-Run nächsten Samstag sind Tanja, Larissa (eine Mitbewohnerin vom Nachbarhaus), Alex und ich Mittwoch nach Sea Point an die Promenade gefahren um da bei herrlichem Sonnenuntergang ganze 4km zu joggen. Ja, da ist noch Platz für eine Leistungssteigerung, zumal der Color-Run selbst über fast schon unmenschliche 5km geht. Dieser läuft übrigens - wie der Name erahnen lässt - in Anlehnung an das indische Holifest ab (was ja total Trend ist, vor allem in Berlin): selbst in weiß bekleidet, wird man über die Strecke entlang mit Farbe beworfen. Heute steht erneut Fußball auf dem Plan (jetzt mit besserer Ausrüstung!) und morgen hab ich mich zum Surfen in Muizenberg verabredet. Ich bin schon gespant, wie viel Wasser ich so schlucken werde :)


Ein Sonderlob für herausragende Keksherstellungskunst muss ich an dieser Stelle mal der Firma "Bakers" aussprechen. Ihre Romany Creams, die es in vielen Varianten gibt, sind das (bislang) Köstlichste, was ich in Südafrika entdecken konnte...



Sonntag, 6. Oktober 2013

Empfang, Gericht und Fußball!

Am Mittwoch stand mein zweiter Arbeitstag an. Dabei habe ich dann auch gleich mal versucht, einen Vorgang alleine zu bearbeiten und bei all den Rückfragen, die ich Hauke stellen musste, den ganzen Ablauf erst mal ordentlich verzögert, so dass der "Schaden" den Nutzen wohl letztlich überwogen hat.

Abends stand dann der Empfang zur Feier des Tages der Deutschen Einheit an. Tatsächlich erschienen rund 600 Gäste (ich meisterte meine Aufgabe als Zähler mit Bravur) unter denen sich recht hohe Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens befanden: neben anderen Auslandsvertretern (die Generalkonsuln Frankreich und Englands) beehrten uns Helen Zille, ehemalige Bürgermeisterin Kapstadts und nun Chefin der Demokratischen Partei, ein Prinz Bou-irgendwas, der hier Parlamentarier hier, sowie der aktuelle und ehemalige Erzbischof der westlichen Kapprovinz. Dabei merkte man auch hier, wie die Hautfarbe zwischen Arm und Reich unterscheidet: etwa 90% der Gäste waren weiß (obwohl hauptsächlich aus Kapstadt stammend) - und alle Bediensteten schwarz.

Das Anwesen selbst - die Residenz des Deutschen Botschafters aus Pretoria - war unglaublich pompös: wo im übrigen Kapstadt wohl keine Abstandsflächen einzuhalten sind, besaß dieses einen riesigen, sehr gut gepflegten Garten mit herrlicher Pflanzenvielfalt. Der Pool - allerdings nicht beleuchtet, also mangelhaft - war in etwa so groß wie die Grundfläche einiger Häuser hier. Die mehrstöckige Villa war dementsprechend luxuriös ausgestattet (bspw. ein Kamin in jedem Zimmer).

Zelebriert wurde auf einer Rasenfläche unter einem sehr großen Zelt (dessen Mietpreis für zwei Tage größer als das durchschnittliche Nettomonatseinkommen in Deutschland war). Zunächst hielten Herr Generalkonsul Hermann und Frau Zille Reden, dann wurde ein Grußwort von unserem ehemaligen Außenminister verlesen. Anschließend wurden von einem (Schul-?)Trompetenorchester die Nationalhymnen gespielt. Dann fing endlich der informelle Teil mit (nur zwei Fässern) Bier, Wein und köstlichen Häppchen und den versprochenen Flammkuchen (vor Ort frisch zubereitet) an.

Bilder konnte ich aus nachvollziehbarem Grund vor Ort leider nicht anfertigen ;)

Am Donnerstag war dann wegen des Tags der Deutschen Einheit frei. Doch wie angekündigt wollte ich gemeinsam mit Hauke der Verhandlung gegen den Deutschen Staatsangehörigen als Prozessbeobachter beiwohnen. Sie fand vor dem Magistrates Court - dem Äquivalent der Amtsgerichte - statt.

Die Gerichtsorganisation ist dann doch leicht anders, als es in Deutschland so abläuft. Die Ladungen erfolgen nur für den Verhandlungstag, eine Uhrzeit wird nicht genannt. Alle Beteiligen erscheinen um 9 Uhr - dann wird eine Liste mit der Reihenfolge der Sachen ausgehangen und man muss selbst abschätzen, wann seine Sache dran ist. Hauke hat so schon mal 3 Stunden gewartet. Wir hatten aber das Glück, dass wir mit dem Verteidiger, dessen Law Firm im gleichen Gebäude wie das Generalkonsulat ist, Kontakt haben, so dass er zusagte, uns mitzuteilen, wann in etwa die Verhandlung beginnen würde. So konnten wir zu Hause auf Abruf bereit warten.

"Bestellt" wurden wir dann für 14 Uhr nach der Mittagspause. Nachdem wir die Sicherheitskontrolle passierten (Exkurs: bei der ich - was ich mir hätte denken können - meine Kamera abgeben musste und, da ich keinen Nachweis für die Verwahrung erhielt, auch fest damit rechnete, dass sie dann "verschwinden" würde. Mitgeführt habe ich die Kamera allerdings nicht, um bei Gericht Bilder zu machen, sondern um sie reparieren zu lassen - was mir später dann auch gelang - Exkurs Ende) und uns vor dem Saal einfanden, hieß es trotzdem erst mal warten. Um etwa 14:15 Uhr erschienen die Geschädigten, die uns erst mal über ihre Sicht der Dinge aufklärten...Nach und nach, bis etwa 15 Uhr, trudelten dann die anderen Prozessbeteiligten ein - nicht jedoch der Verteidiger. Dieser ließ sich schon Vormittags zwei Stunden Zeit, wie wir später erfuhren, und tauchte auch jetzt erneut eine halbe Stunde nach dem Richter auf. In Deutschland würde wohl eine andere Prozessleitung gehandhabt...

In der Sache wurde dem Angeklagten mehrfacher Betrug und Urkundenfälschung vorgeworfen. So hat er in vielen Fällen, vor allem Deutsche, unter falschen Identitäten dazu bewogen, ihm Kleinkredite bis etwa 3000 Euro zu gewähren, die er jedoch nie zurückzahlte. Die Sache ging lange gut (etwa 7 Jahre), da aufgrund des geringen Schadens die Opfer nicht die höheren Kosten eines Rechtsanwalts in Kauf nehmen wollten. Als er dann aber an zwei Leute geriet, denen es auch "ums Prinzip" ging, kam es dann doch zur Strafverfolgung.

Die Verhandlung selbst war dann aber nicht wirklich aufregend. Schon außerhalb der Verhandlung machten Staatsanwalt und Verteidiger einen Deal aus. Da der Angeklagte das Risiko einer Verurteilung nicht eingehen wollte (die zweiwöchige Untersuchungshaft unter hiesigen Bedingungen [etwa 60 Gefangene in Zellen für 20 Insassen mit nur einer Toillette] hatte ihn offenbar gereicht), gestand er die Taten, um so unter der Auflage der Ausreise binnen 7 Tagen nach Deutschland zu 36 Monaten Haftstrafe, zur Bewährung auf 5 Jahre ausgesetzt, verurteilt zu werden. Seine Erleichterung war ihm anzusehen.

Das erste Bild mit reparierter Kamera - juchhuu!
Am Freitag stand dann der letzte Arbeitstag der ersten Woche an. Dabei kam es zu recht hohem Publikumsverkehr (Freitags ist Rentnertag). Auch dieses Mal wagte ich mich selbstständig an ein paar Sachen ran und im Gegensatz zu Mittwoch ging das dann auch einigermaßen flott von statten.

Am Abend kam ich dann endlich wieder in den Genuss, Fußball spielen zu dürfen. Über einen Freund von Katrin fand ich Anschluss an eine Gruppe, die zwei Mal in der Woche auf umnetzten Kleinfeldern gegeneinander spielt. Mit meinen Verteidigerkünsten konnte ich auch ordentlich Eindruck schinden, so dass ich eingeladen wurde, öfter mitzuspielen. Jedoch musste ich mir, da ich mit Fußball nicht rechnete und keine einpackte, Fussballschuhe leihen, was - bei neuen Schuhen üblich - erst mal zu gravierender Blasenbildung führte...

Nach dem sportlichen Teil klang der Tag mit dem üblichen Prozedere aus. Nach langer Zeit konnte ich  dabei mal wieder Falafel essen - wobei die Berliner Variante doch besser (und billiger) ist - und ein örtlich gebrautes Weißbier trinken. Zuletzt fanden wir uns im Restaurant von Parth wieder, von dem aus Katrin und ich - dummerweise - den 20 minütigen Heimweg zu Fuß antraten. Dumm war diese Entscheidung deshalb, weil ich nur mit Hemd bekleidet war, es aber geradezu stürmte mit teils heftigem Schauer. Es war also vielleicht doch nicht so schlecht, am Montag weitere lange Hosen und Pullover gekauft zu haben.

Kapstädter Weißbier
Damit mir die Misere mit den Füßen nach dem Fußball nicht nochmals passiert, habe ich mich am Samstag dazu entschlossen, mit der Metrotrail zu einem Outletcenter zu fahren, um mir eigene Schuhe zu besorgen. An sich gibt es hierüber nichts Spektakuläres zu berichten (außer vielleicht der Preis mit 14 € für Nikeschuhe). Aber die Rückfahrt hatte es in sich. Denn Katrin, die mich begleitete, und ich entschieden uns dazu, mal etwas abenteuerlustig zu sein, und hierfür die quer durch die Stadt operierenden Minibustaxis zu nutzen - von deren Nutzung Touristen immer abgeraten wird. Zur Fußball-WM wurde deren Infrastruktur richtig gut ausgebaut, so dass man recht zügig von A nach B kommt.

Für alle, die sich unter den Minibustaxis nichts vorstellen können: Hierbei handelt es sich um Kleinbusse, die so weit wie möglich mit Sitzgelegenheiten ausgestattet werden. Diese fahren immer eine festgelegte Strecke ab, bei der unterwegs Leute ein- und aussteigen. Grundsätzlich startet die Fahrt dann auch erst, wenn alle Sitzplätze belegt sind. Dabei geht es aufgrund der Konkurrenzsituation teilweise schon recht marktschreierisch zur Sache, wenn Fahrgäste angeworben werden. So ist es üblich, dass der Mitfahrer bei offener Schiebetür während der Fahrt die Leute ranholt und es dementsprechend häufig auch zu plötzlichen Bremsmanövern kommt. Und damit das volle marktwirtschaftliche Potential des Fahrzeugs ausgenutzt wird, ist bei erreichen der Sitzplatzkapazität von eigentlich 14 Fahrzeuginsassen noch lange nicht Schluss. Mittels Brettern und Boxen werden weitere Sitzgelegenheiten geschaffen, so dass wir bei Volllast einmal 24 Mann an Bord waren...

Das ganze ist schon eine lustige Sache, wenn man denn weiß, wo man hinwill und aussteigen muss. Aber abends würde ich tatsächlich von einer Nutzung abraten.

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Rein ins Arbeitsvergnügen

Am heutigen Dienstag stand der erste Arbeitstag an. Doch zunächst eine Zusammenfassung der vergangenen Tage:
Freitag ging's nach der Verabschiedung Liz' in ein indisches Restaurant, mit dessen Besitzer praktischer Weise Freundschaft besteht, so dass ein ordentlicher Rabatt gewährt wurde. Auch wenn ich die mit drei Chili-Choten am schärfsten bewertete Speise gewählt habe, besteht für das nächste Mal wohl noch Luft nach oben ;)
Samstag waren wir tagsüber auf einem Foodmarket in Woodstock auf dem es unglaublich leckere und sehr vielfältige Angebote gibt. Aufgrund dieser Attraktivität ist es natürlich auch ziemlich voll, doch gerade auch deswegen herrscht dort eine sehr angenehme Atmosphäre. Abends besuchten wir vor dem üblichen Zeremoniell (diesmal war es die Bar Orphanage mit sehr guten Cocktails und danach der Club Fiction mit nicht so guter Elektromusik, imho) ein Kurzfilmfestival mit Beiträgen aus der ganzen Welt im Labia, einem kleinen, inhabergeführtem Kino. Es waren echt tolle Titel dabei - falls jemand mal zu der Gelegenheit kommt: der britische Beitrag "Friday", mein persönlicher Favorit, war sehr intensiv und gut gespielt. Er handelt über die Autobombenanschläge in London und die Folgen für einen Jungen.
Am Sonntag habe ich inzwischen auch schon fast eine Tradition eingerichtet: es ging erneut ans Wandern. Diesmal war der Devils Peak das Ziel, der östlich vom Plateau des Tafelbergs und damit Richtung Landesinnere liegt. Der Aufstieg war wesentlich angenehmer als der Platteklipp Gorge. So war es weniger steil und man hatte zwischendurch auch ebene Passagen zum erholen. Dafür war der Wind umso stärker. Belohnt wurde man allerdings erneut mit einer fantastischen Sicht auf Kapstadt und Umgebung sowie eine beeindruckenden Fauna an den Gebirgspässen.


Montag habe ich es dann endlich geschafft, meinen Kleiderschrank zu ergänzen, wobei es sich jetzt, wo es wärmer wird (28 Grad!), eigentlich nicht mehr so richtig lohnt, mehr lange Hosen und Pullover im Kleiderschrank zu haben.

Und heute stand eben der erste Arbeitstag auf dem Programm. Und ich kann nur sagen, dass ich wirklich sehr froh über die Entscheidung bin! Alle Kollegen sind sehr freundlich, offen und gut gelaunt - bis auf die Chefetage ist man untereinander sofort per Du. Ob das wohl am Arbeitsort liegt? Zentrale Lage im 19. Stock mit herrlicher Aussicht. Insbesondere der andere Praktikant Hauke, mit dem ich das Büro teile, hat sich meiner angenommen und mich bereits intensiv eingewiesen. Vom Inhalt der Arbeit her werde ich zumeist die Pass- und Visasachen entgegennehmen und zur weiteren Bearbeitung vorbereiten sowie Anfragen von "Kunden" zu diversen rechtlichen Fragestellungen beantworten. Dabei wurden mir bereits zu Beginn viele Freiheiten und ein großer Vertrauensvorschuss bzgl. selbstständiger Arbeit gewährt.
Blick aus dem Büro

Highlights stehen auch schon auf dem Programm: morgen Abend finden die Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit auf dem Landsitz des Botschafters aus Praetoria statt (der aber in der Umgebung von Kapstadt liegt), bei der ich zu Beginn eine Aufgabe übernehmen werde, dann aber selbst zu Flammkuchen und Bier greifen darf. Es werden 500 und mehr Besucher erwartet - also schon recht groß.
Donnerstag ist eigentlich frei (die Feiertage sind in allen deutschen Behörden heilig), jedoch werde ich trotzdem freiwillig arbeiten, da an diesem Tag eine Gerichtsverhandlung gegen einen Deutschen stattfinden wird, dem die sofortige Ausweisung droht. Hierbei fungieren die Vertreter des Generalkonsulats als Beobachter, dass auch alles mit rechten Dingen zugeht.
Und das Wichtigste zum Schluss: ich muss nicht jeden Tag Anzug tragen :)
Mit diesen Erlebnissen freue ich mich jetzt richtig auf den nächsten Arbeitstag - ein Gefühl, das ich wie so viele andere viel zu selten habe.