Dienstag, 31. Dezember 2013

This is the end

Das war's. Ich bin wieder wohlbehalten in Berlin gelandet nach einem diesmal ganz entspannten Rückflug von dem es, bis auf das merkwürdig riechende Parfum der Stewardess, nichts zu berichten gibt…

Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Lesern bedanken. Pünktlich zum Ende haben wir die 2000-Klicks-Marke durchbrochen. Ich hoffe, ihr hattet mit meinem Blog genauso viel Spaß wie ich ihn beim Schreiben hatte und für den ein oder anderen war auch etwas Nützliches bzw. Hilfreiches für einen eigenen Besuch bzw. die Entscheidung hierüber vorhanden.

Aber ich schulde ja noch einen Bericht über die letzte Woche:

Das dem herzzerreißenden Abschied im Konsulat folgende Wochenende genoss ich zunächst am Strand (ich vermisse ihn jetzt schon!) -


- dann auf einem Weihnachtsmarkt in der Nähe von Stellenbosch (natürlich gab es Wein!)- der aufgrund des Wetters nur anhand der Dekoration so eine Art Weihnachtsstimmung vermittelte -

und schließlich bei "Goldfish" in Shimmy's Beach Club an der Waterfront. Die Musik war ja ganz toll - zu ihrem Mix spielt das Duo live Instrumente (vor allem Kontrabass und Saxophon) ein - doch leider war das Publikum mit betrunkenen Jugendlichen, die ihre Freizeit nach der Schule anscheinend größtenteils Steroide schluckend im Fitnessstudio verbringen, nicht so meins…




















Vor der Weihnachtszeit stand am Montag für mich noch das immer wieder aufgeschobene Souvenirshopping auf dem Programm. Ich entschied mich, neben den ganzen Straßenhändlern auch den Pan-Afrcian-Shop in der Long-Street zu besuchen: eine Ansammlung von Händlern auf 3 Etagen, in der allerlei Handgefertigtes verkauft wird. Und natürlich wurde ich quasi wie eine Weihnachtsgans von allen Seiten ausgenommen…aber ich sehe das auch als eine Art Umverteilung an…

Die Weihnachtstage selbst verbrachte ich dann am Strand (das wollte ich schon immer mal…) - aber nicht nur entspannend...

…mit einem schönen "Christmas-Jogg" an der Greenpoint-Promenade (neue Tradition ab jetzt!)...














…und mit Braai am ersten Weihnachtsfeiertag und Festessen im Rahmen des Generalkonsulats (schon wieder ein rührender Abschied!) am zweiten Weihnachtsfeiertag.

Am letzten Freitag meines Kapstadt-Aufenthalts wollte ich dann auch noch erfahren, wie eigentlich 90% der Bevölkerung in Südafrika tatsächlich lebten: Ich machte eine geführte Township-Tour.
Das Township, das wir besuchten, heißt Khayelitsha und ist mit 3,5 Millionen Einwohnern das größte im Western Cape. Unser Tourguide, der selbst aus dem Township stand, fuhr uns mit seinem PKW durch das Township und erläuterte uns das tägliche (Über-)Leben. Wenn ich nicht durch meinen schon etwas längeren Aufenthalt bereits so viele Infos über Townships hätte, wär die Tour bestimmt auch interessant(er) gewesen. Ganz nett war, dass wir uns eine von den Blechhütten von innen ansehen konnten. Und die Umstände hier sind schon schockierend - vor allem die sanitären Anlagen -, wenngleich zwischendurch "Luxusobjekte" wie Fernseher und Waschmaschine auftauchen. Nichtsdestotrotz lassen sich die Bewohner offenbar nicht von ihrer Situation unterkriegen und sind gleichwohl freundlich, herzlich und offen. Was diese in sich abgeschlossene Welt prägt sind vor allem Barbershops, Kirchen und Coca Cola. Insgesamt war es ein lohnenswerter Einblick.








Das letzte Wochenende nutzte ich dann mit einem letzten Besuch des Food-Markets in Woodstock...
hmmm….Waffeln...










einer Katamaran-Fahrt von der Waterfront aus um Seapoint herum (sehr zu empfehlen, vor allem bei starkem Wellengang :-) )…


Der Captain!




…und einem letzten Besuch des Food/Craft-Marktes in Hout Bay (über die Weihnachtszeit wegen des extremen Anfahrtserkehres überhaupt nicht zu empfehlen) voll aus, bevor ich dann am Sonntag Abend ins Flugzeug stieg.

Danke und Bye Bye!
Sebastian

Freitag, 20. Dezember 2013

Die letzten Tage im Konsulat

Am Samstag gereichte mir meine große Klappe mal wieder zum Nachteil: In geselliger Runde besprachen meine Mitbewohnerin und ich am vorangegangenen Donnerstag, dass man doch mal morgens den Lion's Head erklimmen sollte. Zum Sonnenaufgang. Tja und so kam eins zum anderen und ich in den Genuss, am Samstag um 4 Uhr aufzustehen um die rund 800 Höhenmeter zu erklimmen. Und ich muss echt sagen: es hat sich überhaupt nicht gelohnt! ...na gut, die Stadt bei Nacht zu sehen, ist schon was feines. Aber vom Sonnenaufgang haben wir nicht wirklich was mitgekriegt, denn der Devil's Peak, hinter dem die Sonne erscheinen müsste, war Wolkenbehangen...


Aber immerhin hatte ich das gute Gefühl, schon um 6 Uhr früh an sich genug Sport für den Tag gemacht zu haben. Nach 2 nachgeholten Stunden Schlaf ging's mal wieder auf den Food Market in Woodstock und ich bestellte mir...


Pancakes! Und sie waren köstlich – viele Grüße an Thomas an dieser Stelle, der sie damals nicht mehr gekriegt hat...

Mittags wieder zu Hause angekommen, brauchte ich doch noch ein paar weitere Stunden schlaf bevor ich abends dann....erneut den Lion's Head erklomm! Diesmal aber mit dem anderen Teil des Hauses und diesmal auch „auf Zeit“: mein neuer Rekord liegt beim Aufstieg nun bei 35 Minuten – dabei musste ich den „langen“ Weg wählen, weil die Abkürzung über den Chain's Way von so nen langsamen Touris blockiert war – und Abwärts bei 20 Minuten...wenn man die Steine da so runter springt/sprintet ist das auch eine ganz gute Verhaltenstherapie gegen meine gesunde lebenserhaltende Einstellung gegenüber Höhen...
Nette Anekdote anbei: Just an dem Wochenende starb mal wieder ein Kletterer - am Lion's Head - weil er abgestürzt ist. 
Und: die Kriminalität kommt auch näher. So wurde auch an dem Wochenende - am Lion's Head - ein Pärchen am helllichten Tag ausgeraubt und bei einem meiner Mitbewohner die Autoscheibe über Nacht eingeschlagen, um das Autoradio daraus zu entwenden.


Am Sonntag musste ich nach zwei Mal klettern mal einen Ruhetag einlegen und verbrachte den Tag zu Hause. Abends ging's noch kurz in den neuen Mandela-Film - passt ja zum aktuellen Zeitgeschehen.

Am Montag war dann Reconciliation-Day in Südafrika - der Feiertag zur Versöhnung zwischen der schwarzen und weißen Bevölkerung. Und natürlich war im Generalkonsulat - Dienst! Denn es ist ja immerhin kein deutscher Feiertag. Aber wir haben trotzdem früher Schluss machen dürfen. Und es hat sich gelohnt: Zur Feier des Tages war auf dem Platz vor der City Hall, der Grand Parade, eine Parade mit ganz vielen lokalen Blaskapellen. Es war wirklich eine super Stimmung - alle Leute waren fröhlich, feierten ausgelassen - doch irgendwie war ich trotzdem einer der wenigen Vertreter der weißen Bevölkerungsschicht - da muss also noch was im Hinblick auf Versöhnung geschehen...jedenfalls genoss ich die schöne Musik und die tanzenden Menschen:




Selbstverständlich war auch Deutschland vertreten...!

Donnerstag gab's noch ein kleines Highlight von Seiten des Konsulats: Wir Praktikanten/Referendare durften ein vom Auswärtigen Amt gefördertes Kleinstprojekt in Grabouw - nein, das ist kein Ort in Brandenburg, sondern liegt hinter Somerset West, 1,5h Autofahrt von Kapstadt entfernt - besuchen, um zu prüfen ob die von uns bereit gestellten Mittel sinnvoll verwendet werden. Das Projekt selbst nimmt HIV-positive Kinder auf und pflegt sie so weit, dass sie wieder in ihre Familien entlassen werden können. In jedem Fall förderungswürdig. Etwas ärgerlich war, dass wir die lange Autofahrt im Ergebnis für 20 Minuten Besichtigung auf uns nehmen durften - im Nachhinein wussten wir dann, warum die Praktikanten vorgeschickt wurden ;-) Aber immerhin hatten wir auf der Rückfahrt kurz halt an der Aussichtsstelle, von der man Somerset West bewundern konnte, gemacht:




Der Dienstwagen: da kommt natürlich nur deutsche Wertarbeit in Frage!
Am Donnerstag-Abend gab's dann noch ein kleines außerdienstliches Zusammenkommen unter den Konsulatsmitarbeitern im &Union, das ein wenig Biergartenatmosphäre verströmt und nach dem deutschen Reinheitsgebot gebrautes Bier führt.

Mein Cheffe und icke - immer gut gelaunt


Politisches Statement: Dinosaurs against Offshore-Windkraftanlagen
Am heutigen Freitag stand dann mein letzter Arbeitstag im Konsulat an. Es wurde nochmal so richtig schön stressig, da im Referendars-/Praktikantenraum der Teppich neu verlegt wurde, so dass wir diesen nicht benutzen konnten. Wir haben die Arbeit trotzdem ordentlich zu Ende geführt und vor Dienstschluss erhielt ich wiederholt einen Karrierehinweis : So sollte ich, falls es mit Jura nicht klappt, Bäcker werden, da mein selbstgemachter Zitronenkuchen sehr gut ankam...Der Abschied fiel mir dann auch etwas schwer (auch, wenn ich es nach außen vielleicht nicht so gezeigt habe ;-) ), da mir die Arbeit im Konsulat wirklich sehr viel Spaß gemacht hat, was vor allem auf die tollen Kollegen zurückzuführen ist. Aber man sieht sich bekanntlich ja immer zwei Mal im Leben! Hoffentlich aber nicht, um einen vorläufigen Reiseausweis nach Verlust durch Diebstahl zu beantragen...(jaja, ich alter Optimist)


Freitag, 13. Dezember 2013

Ponys

Samstag, 07.12.2013, konnte ich durch das Konsulat das erste Mal in meinem Leben ein Pferderennen live miterleben: Ein Weingut hat mir diverser Unterstützung, u.a. durch das Generalkonsulat, ein Charity-Event auf die Beine gestellt, bei dem wir Referendare/Praktikanten als Vertreter auftreten durften. Und ich muss sagen: Pferderennen ist ja ein unglaublich langweiliger Sport! Nicht, dass man sich nicht die Zeit vertreiben könnte, nein. Aber letztlich besteht der ganze Tag darin, dass man sich zuerst die Pferde, auf die gewettet werden kann, in kleiner Runde im Kreis laufend ansehen kann. Dann schlendert man zur Tribüne um nach zehnminütiger Vorbereitung das Rennen, das maximal 1 Minute dauert, größtenteils über eine Leinwand zu verfolgen, da die Pferde viel zu weit entfernt laufen...aber mit gutem Weißwein kriegt man die Zeit schon rum, wie gesagt...


...die Experten bei der Arbeit


...noch mehr P.S....haha.
...aber um auch kritisch zu sein: Bei all dem "Glamour" merkt man schon, dass solche Veranstaltung in gewisser Weise Tierquälerei sind - wenn die Pferde beim "Vorführen" von 3 Männern an den Zügel gehalten werden müssen, damit sie nicht ausbrechen. Außerdem will ich gar nicht wissen, was hinter den Kulissen in den Körper der Tiere gepumpt wird...

Sonntag gab's mal wieder Entspannung am Strand in Clifton bevor wir zum Sonnenuntergang den Lion's Head mit der neuen Mitbewohnerin im Haus und den Hunden (was eine echte Herausforderung ist - also wegen der Hunde und nicht der Mitbewohnerin wegen) in rekordverdächtigen 40 Minuten erklommen haben.







Die Arbeitswoche war dann Business as usual.
Vom Tode Mandelas kriegt man insofern mit, als dass es in den Zeitungen nur noch ein Thema gibt und die Straßenhändler noch mehr Produkte mit dem berühmten Konterfei im Angebot haben.
Am Dienstag fand ja in Johannesburg bekanntlich die (politische) Abschiedszeremonie statt. In Kapstadt wurde diese auf dem Platz der Grand Parade vor der City Hall auf großen Leinwänden übertragen. Wegen der denkbar ungünstigen Zeit der Veranstaltung (11:00 bis 16:00) hatten nur wenige Leute zum Platz gefunden um den Ansprachen zu lauschen...

Am 11. Dezember hatte die Mother City dann die Gelegenheit, den Verwaltungsbeamten drüben in der Provinz Gauteng mal zu zeigen, wie man ein Leben wirklich zelebriert:
















Und - bedingt - kann man sagen, dass sie das geschafft haben. Schon auf dem Weg zum Cape Town Stadium, in dem das Madiba Memorial als Gedenkkonzert stattfinden sollte, sind wir einer tanzenden und singenden Gruppe begegnet, die gute Stimmung verbreiteten. Die Veranstaltung im Stadion selber - die im übrigen keinen Eintritt kostete und wohl auch deshalb binnen weniger Stunden ausgebucht war - nur mit Glück und großem Bitten sind wir noch an Tickets gekommen - wurde die Atmosphäre aber ein wenig getrübt: Während viele Besucher - vor allem natürlich Anhänger des ANC, der heute in der Kritik stehenden Partei Mandelas - gerne weiterhin viele ihrer fröhlichen Lieder auf Mandela singen und dazu tanzen wollten, zog der Veranstalter sein Programm, das hauptsächlich aus melancholischen Stücken und Chören bestand, unbeeindruckt durch. Gestartet hatte die Veranstaltung um 16 Uhr und sie sollte bis 23 Uhr gehen. Da aber neben dieser Uneinheitlichkeit in der Stimmung auch die Soundqualität von der Bühne dermaßen schlecht war, dass man nicht wirklich etwas verstand, wenn man nicht weiß, was kommt, sind wir bereits um 19 Uhr aufgebrochen. Zu Hause haben wir im Fernsehen dann noch die Auftritte der auch international mehr oder weniger bekannten Stars (Freshlyground, Johnny Clegg, Ladysmith Black Mambazo und Annie Lennox - zumindest einmal sollte es bei dem Musikinteressierten geklingelt haben ;-) ) nebenbei zum Achtelfinaleinzug des BVB angeschaut.

Und es gibt jetzt eine großartige, allerdings bald süchtigmachende Neuerung im Generalkonsulat:
Einen Kaffeevollautomaten!