Der Start stand schon mal unter keinem guten Stern: Auf der Stadtautobahn gab es einen Unfall, so dass der X9 die anvisierte Fahrzeit zum Flughafen von 30 min mal eben verdoppelte. Aber diese Risiken kalkuliert der gut vorbereitete Weltenbummler ja ein, so dass ich gleichwohl mit ausreichend Zeit zum Boarding für den geplanten Abflug um 19:15 Uhr Richtung London am Flughafen eintraf.
Doch die Verzögerung nihilierte sich (zumindest, was mein Boarding Zeitraum anbelangte), da die Maschine zum Weiterflug erst mit Verspätung in Tegel landete. Zunächst hieß es, die Verzögerung betrage 15 bis 20 min. Tatsächlich landete der Airbus dann auch entsprechend zum Wechseln der Passagiere. Dabei kam es dann aber erneut zu einer Verzögerung: offenbar nicht mit dem passenden Visum ausgestattet, oder vielleicht auch gar nicht nach Berlin wollend, war für eine Gruppe von vier Passagieren an der Passkontrolle Schluss. Da dies natürlich nicht ohne relativ große Aufregung von Statten ging, fing das Boarding dann auch erst um 19:15 Uhr an - wo an sich ja der Abflug stattfinden sollte.
Relativ geschockt und mit dazugehöriger Nervosität ausgestattet, bestieg ich schließlich das Flugzeug, schon mit der Überlegung, welche Sehenswürdigkeiten man denn so in London besuchen könnte bei einem Verbleib bis zum nächsten Afrikaflug. Denn für den Umstieg zum Weiterflug nach Johannesburg plante British Airways ganze 45 min ein.
Doch dies war noch nicht genug der Verzögerung noch vor dem Abheben: nachdem der Flieger sich langsam seinen Weg über das Rollfeld zur Startbahn gebahnt hatte, war an dieser erst mal Schluß. Durchsage aus dem Cockpit: "There is an issue with the baggage - we will fix it soon". Aha. Dieses issue brachte uns nochmals eine Ehrenrunde auf der Startbahn ein...
In der Luft spitze sich meine Nervosität weiter zu, als die Uhr unnachgiebig Richtung 21:15 zusteuerte. Doch dann kam mir ein erleichternder Einfall: London liegt ja in einer anderen Zeitzone (-1h), so dass ja da vielleicht doch noch Chancen bestanden, den Flug zu erreichen.
Als es dann 20 Uhr (Londoner Zeit) war, waren wir auch gar nicht so weit entfernt von Heathrow. Die Verspätung konnte, trotz einer Warteschleifenrunde in der Luft, auf 20: 30 begrenzt werden. Ging da noch was? 20:45 "sollte" man die Security passiert haben, das Gate schloss um 21 Uhr.
Und ihr könnt gar nicht glauben, wie sehr ich es dann verflucht habe, einen Sitzplatz in den hintersten Reihen am Fenster gebucht zu haben. Das Aussteigen erwies sich als quälend lang. Doch die darauf folgenden Minuten hatten es auch in sich:
Als Umsteiger sollte man der Purple Line folgen. Ok, klingt einfach. Doch Heathrow ist riiiiiiiiesig. Die ersten 100m Purple Line ging ich noch im zügigen Schritt. Da war es 20:40 Uhr. Doch nachdem nach ca. 3 Rolltreppen immer noch keine Security kam, begann ich langsam zu rennen. Um 20:50 erreichte ich die Sicherheitskontrolle schließlich, und es offenbarte sich mir eine riesige Schlange. Mit Hilfe eines Mitarbeiters, den ich auf meine missliche Lage ansprach, durfte ich mich zum Glück ganz nach vorne drängeln.
Jetzt nur noch Gate B39 finden (
ich werde diese Zahl wohl nie im Leben vergessen, so oft wie ich Flughafenmitarbeitern diese fragend zugerufen habe...). Kann ja eigentlich nicht so weit sein, ist ja auch Terminal fünf. Doch ich schrieb ja, Heathrow ist riesig. Und so musste ich nicht nur erneut vier Rolltreppen und einem Fahrstuhl meistern, nein! diesmal musste ich sogar einem Zug (!!!!), ja, einen Zug (!!!!!!) zu den Gates mit den Buchstaben B und C nehmen. Und dieser fuhr natürlich auch in einem verlässlichen Takt wie die Berliner S-Bahn.
Doch wie ein Wunder erreichte ich das Arreal mit den B-Gates um 21:00 Uhr. Und ich dachte mir: wenn du es schon so weit gebracht hast, gibst du jetzt auch nochmal alles. Also: die letzen drei Rolltreppen hochgesprintet, die letzen 100m in einem Tempo absolviert, das sogar Usain Bolt hätte erblassen lassen und drei Minuten nach 21 Uhr am Schalter zu B39 angekommen, knallte ich der British Airways Mitarbeiterin meinen Boarding Pass und meinen Reisepass auf das Pult und wartete auf die Reaktion...

Und? Gates Closed? Nein! Der Abflug nach Johannesburg verzögert sich - weil auf Anschlussflüge gewartet wird! Also auf mich! Super! Darum waren also alle anderen Fluggäste, die zahlreich am Gate B39 auf den Bänken drum herum saßen, so relaxed und starrten mich dann verwirrt bzw. belustigt an.
Doch meine hollywoodreife Einlage quittierte die British Airways Mitarbeiterin mit einem Lächeln und der Empfehlung, vielleicht ein Glas Wasser zu mir zu nehmen. Ich antwortete, dass eine Dusche wohl angebrachter wäre (wer mit mir Fussball spielt, weiß, wovon ich rede) und versuchte, meinen Puls auf ein nicht lebensbedrohliches Level zu senken.
Naja, nun sitz ich hier im Boeing 747-400 Jet (tolle First und Business Class - leider nicht für mich) und warte. Der Flug hat - na was wohl - Verspätung (die Heizungen scheinen überzufunktionieren - hallo, Deutsche Bahn). Aber in Johannesburg hab ich 3,5 Stunden Zeit für Passkontrolle, Zoll und Check In. Das reicht doch, oder?!
Update um 10:19 Uhr, Johannesburg:
Es hat gereicht.
Nach 11 Stunden Flug mit British Diner und Breakfast und nach nervenaufreibender Passkontrolle (jaja, Aufenthaltszweck Vacation und das nur für drei Monate...) sitze ich hier nun am Flughafen und warte auf das Boarding Richtung Kapstadt.
Dabei habe ich auch schon mit den vielen kleinen Helfern hier am Flughafen Bekanntschaft gemacht und einem von diesen für die Begleitung vom Ankunftsgate zum Abfluggate ein unverschämt hohes Trinkgeld gegeben. Naja, was soll ich auch mit den fünf Euro in den nächsten Monaten machen...Sein Kollege, der sich sofort auf mich stürzte, als ich die Anzeigentafel betrachten wollte und mir quasi dieselbe Dienstleistung offerierte (nämlich das schlichte Umdrehen zum British Airways Schalter), ging dann aber leider leer aus...
Update 11:29 Uhr:
Die dritte Verspätung im dritten Flug. BA ist tatsächlich das englische Äquivalent der Deutschen Bahn.
Eindrücke vom Luftraum über Johannesburg und Umgebung
Update 18:30 Uhr:
Letztlich bin ich dann doch in einem Stück und mit nur zehn Minuten Verspätung um 15:15 Uhr in Kapstadt gelandet. Über meine ersten Erfahrungen hier berichte ich dann im nächsten Post.